Starke Worte, starke Reaktion - so der Tenor heute im Bundestag... und in der Folge Aufrüstung und Waffenlieferungen aus Deutschland. Verständlich - so funktionieren Aggression und Angst.
Und dennoch bin ich enttäuscht!
Und für den Anfang und für alle Mal: Ja, auch ich halte das Agieren des russischen Machtapparats für absolut falsch, kaltblütig, mit Angst und psychischem Stress kalkulierend - als Bruch des Völkerrechts, der nicht zu akzeptieren ist. Und ich distanziere mich ausdrücklich von rechten, nazistischen Tendenzen, die Putin verteidigen.
Und dennoch befürchte ich, dass beschlossene Waffenlieferungen den Krieg nur hinausziehen und blutiger machen! Eine Chance, ihn zu gewinnen? Halte ich nicht für realistisch! Kann das Argument gelten, man müsse den Preis erhöhen, um bessere Verhandlungsmöglichkeiten zu haben? Dieser Preis ist auf allen Seiten zu bezahlen. Aber wir bezahlen ihn für Freiheit? Ja, das ist wirklich ein hohes Gut. Aber was Freiheit ist und wie wir sie erreichen, darüber wäre zu diskutieren - lang und ausführlich.
Oder ist es als Bestrafung gedacht? Das kann es doch auch nicht sein.
Wir wissen alle, wie die Nadelstichpolitik auf allen Ebenen seitens des russischen Apparats seit Jahren funktioniert hat: Hackerangriffe, Propaganda, Einschüchterung. Und es hat funktioniert und funktioniert weiter. Dagegen hilft aber kein Militär, sondern Klugheit, Schläue, Wissen und Bildung in diesen Bereichen. Investieren wir da genug? Ich denke, da könnte man noch einige Summen brauchen, die wir jetzt wieder bereit sein sollen, zu verpulvern.
Ich lade zum Träumen ein - weiter und weiter und frage: Worin wollen wir wirklich investieren und was ist für die Zukunft unserer Gesellschaften, der jungen Menschen wirklich wichtig und not-wendig? Was können wir getrost weglassen und schadet uns vielleicht eher? Wären das nicht Fragen, denen wir mit den Menschen Osteuropas und natürlich auch Russlands gemeinsam in großem, offenen Austausch nachgehen sollten? Liebe Politiker, sprechen Sie eigentlich auch mal darüber?